Stolpersteine

Stolpersteine werden in Brandoberndorf verlegt

Das Kunstprojekt „Stolpersteine“ gilt als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Die Stolpersteine, die inzwischen in 33 Ländern Europas verlegt wurden, erinnern an das Schicksal von Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben, deportiert und ermordet wurden. Die quadratischen Messingtafeln nennen ihre Namen, das Geburts- und Todesjahr sowie ihr Schicksal im Holocaust.

„Die Stolpersteine verlege ich vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer. Man stolpert hier aber nicht mit den Füßen sondern mit dem Kopf und mit dem Herzen“, erläuterte der Künstler seine Aktion.

83 Jahre nach der Deportation der letzten Jüdinnen und Juden aus Brandoberndorf haben die evangelische Kirchengemeinde Brandoberndorf, die katholische Gemeinde Maria Hilf Brandoberndorf und die kommunale Gemeinde Waldsolms gemeinsam dieses seit Jahren vorbereitete Projekt umgesetzt.

Neben dem Waldsolmser Rathaus – vor der Tafel der Gemeinde zum Gedenken an die jüdischen Mitbürger von Brandoberndorf als Mahnmal gegen Krieg, Diktatur und Gewaltherrschaft – begrüßten Bürgermeister Roland Hörster und die katholische Gemeindereferentin Ruth Reusch die zahlreichen Begleiter der künstlerischen Mahnaktion, dankten für das große Interesse, die Unterstützung der Bevölkerung durch Spenden und sprachen sich für ein friedliches, respektvolles, menschliches Zusammenleben aus. Altbürgermeister Bernd Heine dankte besonders dem evangelischen Pfarrer Jörg Lange, der sich seit Jahren um die Aufklärung der Schicksale der früheren jüdischen Mitbürger des Dorfes bemüht.

Wie bereits bei Ökumenischen Gedenk-Gottesdiensten berichtete Jörg Lange während der Verlegung der Stolpersteine über die unterschiedlichen Schicksale und Lebenswege der jüdischen Mitbürger. Gab den glänzenden Stolpersteinen bewegende Gesichter. Die Konfirmanden legten zum Gedenken bei der Ehrerbietung vor den zwölf Stolpersteinen Rosen nieder. Weitere Stolpersteine werden im Frühjahr 2026 verlegt.

Im Rahmen eines Vortrages erzählte Gunter Demnig im vollbesetzten evangelischen Gemeindehaus von seinem künstlerischen Werdegang. Der Einstieg zu den „Stolpersteinen“ begann schließlich 1990, als er zum 50. Jahrestag ihrer Deportation den Weg von 1000 Roma und Sinti aus Köln zum Messelager mit einem Schriftspurgerät nachzeichnete. Am 16. Dezember 1992 - dem 50. Jahrestag des Befehls zur Deportation der „Zigeuner“- setzte er seinen ersten, mit einer Messingplatte versehenen und beschrifteten Stein vor dem „Historischen Kölner Rathaus“ in das Pflaster. „Auch nach über 30 Jahren ist das Verlegen der Stolpersteine keine Routine. Ich treffe ständig andere Menschen, erlebe andere Schicksale“, antwortete er auf eine entsprechende Nachfrage.

Die am Kachelberg und in der Gaulenberger Gasse in Brandoberndorf verlegten „Stolpersteine“  tragen folgende Inschriften:

Hier wohnte

-Nathan Abraham, Jg 1894, deportiert 1942 Theresienstadt, 1944 Auschwitz, ermordet

-Hedwig Abraham geb. Frank, Jg 1899, deportiert 1942 Theresienstadt, 1944 Auschwitz, ermordet

-Bertram Araham, Jg 1927, Flucht 1939 Holland, interniert 1943 Westerbork, deportiert 1943 Sobibor, ermordet 23.7.1943

-Willi Stamm, Jg 1934, deportiert 1942 Theresienstadt, 1944 Auschwitz, ermordet

-Frieda Strauß geb. Joseph, Jg 1886, deportiert 1942, ermordet im besetzten Polen

-Milton Strauß, Jg 1913, „Schutzhaft“ 1938 KZ Buchenwald, deportiert 1942 Majdanek, ermordet 25.7.1942

-Ferdinand Abraham, Jg 1897, Flucht 1936 Holland, interniert 1943 Westerbork, deportiert 1943 Sobibor, ermordet 23.7.1943

-Emmy Abraham geb Frank, Jg 1901, Flucht 1936 Holland, interniert 1943 Westerbork, deportiert 1943 Sobibor, ermordet 23.7.1943

-Beate Abraham, Jg 1926, Flucht 1936 Holland, interniert 1943 Westerbork, deportiert 1943 Sobibor, ermordet 23.7.1943

-Berthold Abraham, Jg 1923, Flucht 1936 Holland, interniert 1942 Westerbork, deportiert 1944 Theresienstadt, 1944 Auschwitz, ermordet

-Edith Paula Abraham, Jg 1924, Flucht 1936 Holland, interniert 1943 Westerbork, deportiert 1943 Solibor, ermordet 23.7. 1943

-Siegfried Abraham, Jg 1932, Flucht 1936 Holland, interniert 1943 Westerbork, deportiert 1943 Solibor, ermordet 3.7.1943

Text und Fotos: Helmut Serowy