Jubiläum „200 Jahre Rathaus“ und „50 Jahre Presskoppsingers“
Bevor die Party-Band „BIG FEET BOYS“ auf der Bühne für Stimmung sorgte, heizten die Presskoppsingers mit der erstmals gekürten Brandoberndorfer Apfelwein-Königin Mia Hofmann den Gästen in bewährter Manier mit ihren gängigen Songs ein. Schließlich hat sich die sangesfreudige Truppe vor 50 Jahren gebildet, als sich die Gäste des Wirtshauseses „Zum Grünen Baum“ aufmachten, um dem benachbarten Metzgermeister Herbert Ludwig zum Geburtstag ein Ständchen zu bringen. Der spendierte den Sängern hocherfreut einen Presskopp. Und diese verpassten sich im Verlaufe des weiteren, feuchtfröhlichen Abends sogleich den Titel „Presskoppsingers“.
Einmal in Schwung, entschlossen sie sich, beim Hessentags-Umzug in Wetzlar mit einem Apfelwein-Motivwagen – mit Fässern und Werkzeugen zum Fassherstellen zünftig dekoriert – teilzunehmen. Ausgerüstet mit zwei vom Metzgermeister gespendeten fünf Kilo schweren Schwartemagen und 100 Litern Äppelwoi vom Kelterer Kurt Reiter fand dort ihr Auftritt so viel Anklang, dass sie in den folgenden Jahrzehnten bei fast allen Hessentags-Umzügen auftraten und dort gemeinsam mit dem begeisterten Publikum abfeierten.
Zur doppelten Jubiläumsfeier auf dem Lindenplatz brachte am Samstag-Abend „NOVA sx“ mit Party-Rock-Power „de Äppelwoi zoum koche“. Das Sonntags-Programm eröffnete ein Ökumenischer Gottesdienst, den die Gruppe „FRIENDS“ aus Weiperfelden mit melodischen Songs begleitete. Zum Frühschoppen spielten die „Egerländer 6“ auf. Die Gruppe „OVERTIME“ ließ schließlich die Festtage mit ihrer Cover-Musik vom Feinsten ausklingen und lockte bei herrlichem Sonnenschein zahlreiche Tänzer vor die Bühne.
Bei Apfelwein, hessischen Spezialitäten und einer reichhaltigen Kuchentheke im „Presskopp-Cafè“ ließen es sich die zahlreichen Gäste auf dem weitläufigen Lindenplatz zwischen Rathaus, Kirche und den prächtigen Fachwerk-Gebäuden wohl ergehen.
Bürgermeister Roland Hörster bedauerte bei seiner Begrüßung, dass die im Rathaus-Saal vorgesehene Ausstellung mit historischen Fotos, Dokumenten und Zeitungsberichten zum 200-jährigen Jubiläum des Rathauses aufgrund von dringlichen Baumaßnahmen nicht stattfinden konnte. Als Alternative bot sich allerdings eine Foto-Show am Rande des Lindenplatzes an.
Mit der Errichtung des neuen Amtsgebäudes wollte die Gemeinde Brandoberndorf 1825 die Schulraum-Probleme in der engen Stube des Schulmeisters lösen. Der Bau begann im Frühjahr 1825. Die Einweihung erfolgte am 16. Oktober 1826. In den vier Räumen des zu damaliger Zeit „modern verputzten“ Hauses waren ebenerdig der Rathaus-Saal und ein Arzt, im ersten Stockwerk der Schulraum und das Forstamt untergebracht. Das Amtshaus erhielt sein markantes „Schultürmchen“ mit Glocke erst im Jahre 1840. Um den Platz vor dem Amtsgebäude zu vergrößern, kaufte die Gemeinde später ein darauf stehendes, zweistöckiges Wohnhaus und einen Stall. Im Mai 1848 wurden diese Gebäude abgerissen.
Im Verlaufe der wechselvollen Geschichte des Amtshauses wurde die Schule 1884 zweiklassig, 1912 dreiklassig und nach dem zweiten Weltkrieg durch den Zuzug der Heimatvertriebenen vierklassig. Nach dem Umzug 1955 in die neue Volksschule oberhalb des Dorfes richtete die Gemeinde ebenerdig im rechten Raum das Bürgermeisteramt und im linken Raum einen Turn-/Trainingsraum ein. Die beiden oberen Räume dienten als Rathaus-Saal und für Vereins-Treffen. Nach dem Gemeindezusammenschluss 1972 nutzte die Gemeinde Waldsolms schließlich alle Räume als Rathaus.
Bilder des Rathauses, die ihm Rahmen eines Wettbewerbes gemalt wurden, waren im „Presskopp-Cafè“ zu bewundern. „Eigentlich wollten wir hier heute die schönsten Bilder mit Preisen auszeichnen. Uns wurden aber so viele herrliche Bilder eingereicht, dass wir uns entschlossen haben, alle Künstlerinnen und Künstler der Waldsolmser Kitas, der Schule und alle weiteren Einsender mit Preisen zu überraschen“, verkündete Bürgermeister Roland Hörster. Bereits einige Tage später begrüßte er im Rathaus die jungen Einzelkünstlerinnen zur Preisübergabe im „Bürgermeister-Zimmer“. Die Waldsolmser Schüler und Kita-Kinder, die sich am Malwettbewerb beteiligten, wird er gesondert auszeichnen.
Text und Fotos: Helmut Serowy