Kraftsolms „Haaheapper“ wirbeln wieder über die Bühne

Als vor 15 Jahren die Arbeitsgruppe „700 Jahre Kraftsolms – Woilmois“ zum Auftakt der Feierlichkeiten einen Dorfabend durchführte, organisierten Jörg und Yvonne Wolf ein kleines Theaterstück in Tracht, mit Mundart, Gesang und Tanz. Der Einstieg war so erfolgreich, dass sich  die Tanz- und Brauchtumsgruppe „Haaheaper“ bildete und seitdem immer wieder für Furore sorgt.

Im huckepacke vollen Saal des Dorfgemeinschaftshauses Kraftsolms begrüßten Jörg Wolf und die mit dicker Dorfchronik ausgestattete und viel hintergründigem Humor durch das Programm führende Susanne Makowsky das erwartungsfreudige Publikum. Zur Unterhaltung der Gäste - insbesondere aber zur Unterstützung der spritzigen Tänze und der mitreißenden Gesangseinlagen - spielte das feine Trio der „Lauterbacher Trachtengilde“ auf.

Aus dem Vollen schöpften die „Haaheapper“ mit ihren 30 Akteuren bereits zum Auftakt ihres Streifzuges durch das Dorfgeschehen. In großer Runde hockten die Mädchen und Frauen in ihren unterschiedlichen Trachten in der Spinnstube, hechelten neben ihrem eifrigen Handwerkern die neusten Gerüchte durch, lästerten über die Mannsbilder, deren Kommen sie dennoch herbei sehnten.

Plötzlich hieß es „Se komme! Die Bosch komme!“. Mit viel Krawall rückten diese heran, mischten das Frauenvolk mächtig auf, trieben ihre Späße und schwangen schließlich das Tanzbein.

Gelassener, aber dennoch kräftig klingelnd, dengelten anschließend die Bauern ihre Sensen für die Heumahd. Der Ortsdiener mit seiner Glocke zog durch das Dorf, um neben vielerlei Bekanntmachungen auch zum Mähen (bereits ab 4 Uhr frühmorgens) aufzurufen. Eine mühselige,  schweißtreibende Tätigkeit. Freudig begrüßten die Mäher die Frauen, die in ihren Kiepen Getränke und Brotzeiten herbeischleppten.

Währenddessen warteten andere im Dorf bei viel Geschwätz auf das „Billige Männchen“, das Kleinkram wie Knöpfe, Kneibchen, Bänder und vieles mehr ankarrte, immer wieder anschreiben musste und den Kindern Süßkeiten schenkte.

Freudig und stolz zogen nach der Pause die jungen Burschen zum „Barras“ - in den Dienst des Kaisers – nach Berlin. Ein trauriger Abschied für die Mädchen, die anschließend sehnsüchtig auf den Postboten mit seinen Briefen und Päckchen warteten.

Wieder vereint, machten sich Mädchen und Burschen mit ihren Trauzeugen auf zum Pfarrer, der sie vor der Hochzeit noch einmal richtig ins Gebet nahm, Mäßigkeit, Reinlichkeit und Angemessene Schamhaftigkeit erwartete.

Diese ließen die Zaungäste, die vor der Kirche den Hochzeitszug abnehmen wollten, mit ihren giftigen Zungen allerdings vermissen. Für die Gäste des Kraftsolmser Theaterabend war der bunte Trachten-Hochzeitszug durch die Reihen aber ein weiteres Highligth der Veranstaltung. Mit dem besinnlichen Lied vom schönen Solmsbachtal, das die Hochzeitsgesellschaft nach dem Gruppen-Foto anstimmte, zog allmählich wieder Ruhe in die begeisterten Reihen ein.

Mit dem „Steigerlied“ - einer Homage an den Kraftsolmser Schmiedenhof mit seiner berühmten Eisengießerei und an die heimischen Bergwerke – verabschiedeten sich die rührige Haaheapper-Truppe und ihr Gäste.

Text und Fotos: Helmut Serowy