Monsieur Brezelberger brilliert im Scheitern

Am lauen Sommerabend hatte Detlef Hartung zuvor mit lieblichem Drehorgel-Entree zauberhafte Zirkus-Atmosphäre verbreitet. Im heißen Saal schlug diese allerdings schnell in berauschende Hektik um. „Nach zwei Auftritten mit seinen Kollegen von der Magic Monday Show Frankfurt weiß Monsieur Brezelberger, was ihn hier erwartet – ein tolles Publikum!“, heizte Detlef Hartung den Zuschauer zusätzlich ein.

Der eloquente Künstler Michael Leopold deutete an, dass er hier „in einem anderen Kulturkreis“ seine Fähigkeiten über vier bis fünf Stunden nachweisen wolle. Der selbsternannte „Kugelblitz des Varietés, Symbiose aus David Copperfield und Michael Schanze“ kündigte auch gleich den sensationellen Trick mit der zersägten, schwebenden Jungfrau an. Auf den wartete das Publikum allerdings vergebens.

Der selbstverliebte Comedy-Magier verlor sich dagegen ständig in missglückenden Aktionen. Überspielte diese mit seinem endlosen hessisch-französischen Geplaudere. Tänzelte dazu – von seinem Können vollkommen überzeugt – über die Bühne. Und überraschte schließlich nach immer wieder kläglichem Scheitern doch noch sich selbst und das staunende Personal mit raffiniert zusammengebastelten Tricks. „Ich bin voller Magie, aber ich weiß nicht, wann sie rauskommt!“, gestand er reuig.

„Ich bin ein bischen durcheinander“, entschuldigte er sich bei seiner Gast-Assistentin Eleonore, als er während eines Becher-Tricks statt einer Kugel drei Zitronen herbei zauberte. Er schenkte ihr eine davon. Um sie später wieder zurückzuholen. Nachdem er die schmierige Frucht aufgeschnitten hatte, befand sich darin ein 10-Euro-Schein, der sich nach sorgfältigem Falten zuvor in eine 100-Euro-Note und anschließend in einen 10-Euro-Gutschein verwandelt hatte.

Situationskomik und Wortwitz rissen das Publikum zu ständigen Beifallsstürmen hin. Der Meister aller Magier stürzte sich immer wieder wagemutig von der Bühne, eilte eifrig und geschwätzig durch die Reihen, sprang auf Stühle und hatte bis zum Ende der Vorstellung wahrscheinlich mit jedem der Anwesenden Kontakte geknüpft – insbesondere mit verschiedenen Mariannen.

Stolz präsentierte Monsieur Brezelberger einen von Siegfried und Roy übernommenen Trick mit dem „Brett des Todes“, der allerdings weniger überzeugte als das an der Wand hängende Tigerfell. Das ihm von den Illusionisten überlassene Raubtier hatte sich bei Monsieur nicht bewährt. Dagegen bewährte sich wieder einmal die Hilfe der Gäste beim Nadeltrick. Todesmutig verschluckte er desinfektionierte Nähnadeln, um sie - an einem Faden aufgereiht – wieder aus dem Mund zu ziehen.

Eine Uhr vergolden, die erst in Einzelteilen und dann in einer verschlossenen Erdnuss-Dose auftauchte, „kompostierte Chansons“ mit einem widerspenstigen Akkordeon begleiten, Experimente mit Mental- und Gedankenkraft durchziehen – Gags und Wortspiele jagten sich.

„Seit Anbeginn der Zeit haben die Sterne festgelegt, wie dieser Abend ausgeht“, belehrte Monsieur Brezelberger das rastlos tobende Publikum. Dem erklärte er zum Abschied generös einen seiner Tricks. Und ließ es doch wieder ratlos zurück.

 „Wenn man weiß, wie es geht, ist die Magie weg“, lächelte Monsieur Brezelberger verschmitzt.

 

Text und Fotos: Helmut Serowy