Waldsolmser Thea-Truppe begeistert mit „Neurosige Zeiten“

Waldsolms, den 26. 01. 2018

Zu sieben Aufführungen ihres neuen Stückes „Neurosige Zeiten“ öffnete die Waldsolmser Theatergruppe „Thea“ im Evangelischen Gemeindehaus in Brandoberndorf die Pforten der „Offenen Wohngruppe der Psychiatrie Waldsolms“. Begeistert feierten die Gäste die spielfreudigen Akteure, deren Verwechslungsspiel total aus dem Ruder lief.

 

Welche skurrilen Blüten die alltäglichen Neurosen, Ticks und Spleens treiben, spiegelte sich in der Kommödie „Neurosige Zeiten“ wider.

 

Dreh- und Angelpunkt des von Winnie Abel verfassten Stückes war eine mit unterschiedlichsten Macken geplagte Psychiatrie-Wohngemeinschaft. Die sexsüchtige Agnes von Adolon (Ines Hamann) war auch hier aktiv, nutzte trotz Verbotes eifrig ihr Handy und bemühte sich, den überkorrekten, putzsüchtigen Zwangsneurotiker Hans (Steffen Watz) – einen früheren Finanzbeamten – zu verführen. Mit Marianne (Melanie Munguia-Mählmann), der liebeswahnsinnigen Stakerin des Volksmusikanten Siegfried Silberfisch, und dem menschenscheuen Willi (Steffen Caracciola) belebten zwei weitere außergewöhnliche Typen die „Offene Wohngruppe“. Der hyperaktive Beschäftigungstherapeut Bertram (Moritz Schmidt), der mit seiner Bastelleidenschaft (und dann wird geknetet, geknetet, geknetet …) die Truppe zur Verzweiflung trieb, hätte auch als Patient eine gute Figur abgegeben. Dr. Dr. Schanz (Pete Mattison) hatte als Leiter der Wohngruppe seine liebe Mühe, alle unter Kontrolle zu halten.

 

Die unterschiedlichen Charaktere – von den Darstellern mit großer Überzeugungskraft und viel Spielwitz auf die Bühne gebracht – arrangierten sich in ihrer Gesellschaft dennoch erstaunlich gut. Chaos und Panik brachen aber über die Truppe herein, als Agnes – Tochter einer reichen Hoteldynastie – vom kurzfristigen Besuch ihrer Mutter Margarete (Marion Eidam) erfuhr. Diese vermutete ihre Tochter in einer Villa, nicht aber in einer „Klapsmühle“. „Versucht für ein paar Tage mal ganz normale Menschen zu sein!“, flehte Agnes ihre Mitbewohner an, um der Mutter eine heile Welt vorzugaugeln. Und die taten ihr Bestes, auch wenn sie dafür in ungewöhnliche und herausfordernde Rollen schlüpfen mussten.

 

Zuvor aber breitete eine – versehentlich für Mutter von Adolon gehaltene - hysterische Tuppertante (Jana Schubert) ihr reichhaltiges Sortiment aus. Das wahnwitzige Verwechslungsspiel startete seinen unaufhaltsamen Lauf. Rasante Fahrt nahm es auf, als die versehentlich ausgeknockte Reisende hektisch vor Agnes versteckt werden musste und schließlich - erfreulicherweise wieder erwacht -  Amok lief.

 

Die Nerven lagen bereits allenthalben blank bei den brillierenden Akteuren.

 

Zumindest konnte die später angereiste, extravacante Margarete von Adolon anfangs mit zahlreichen Lügengeschichten halbwegs ruhiggestellt werden. Die Ankunft des selbstverliebten Volksmusikanten Siegfried Silberfisch (Uwe Hartmann), der widerwillig seine Stalkerin Marianne besuchte, um für weiteren Presserummel zu sorgen, beunruhigte sie allerdings heftig. Er – der in jeder Tourneestadt eine „Sternschnuppe“ kannte – zählte für die wie Tochter Agnes Sexsüchtige zu einer ihrer zahlreichen Affären.

 

Immer mehr verunsichert und auf falsche Fährten gelockt, verlor sich auch Margarete bald in den wilden Strudeln der Wiedersprüche und Ungereimtheiten. Als einzige scheinbar „Normale“ der Truppe geriet sie schließlich in die Fänge von Dr. Dr. Schanz, der sie als völlig irre und gemeingefährlich in die Zwangsjacke und die Gummizelle steckte.

 

Das Publikum hatte seine helle Freude an dem Verwirrspiel und verabschiedete die Thea-Truppe mit stürmischem Applaus.

 

Regie führte beim inzwischen elften, erneut turbulenten, amüsanten und kurzweiligen Theaterstück von „Thea“ Birgit Tribbels. Als Souffleuse fungierte Patricia Noppel, Für Technik, Ton und Licht war Marius Ludwig verantwortlich. Weitere Unterstützung fand das Thea-Team durch Susanne Schamberger (Kostüme), Oliver Schubert (Holz und Handwerk), Carina Zanitzer (Plakate und Layout).

 

Text und Fotos: Helmut Serowy

 

Helmut Serowy

Hinter der Zingel 2

35647 Waldsolms

 

 

 

 

 

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THEA - Neurosige Zeiten (26. 01. 2018)