Mundart-Quartett „Meelstaa“ begeistert Publikum

Waldsolms, den 27. 11. 2017

Da blieb kein Auge trocken. Begeistert feierte das Publikum die vier Mannen der Mundart-Gruppe „Meelstaa“, die in der Brandoberndorfer Mehrzweckhalle ihr breitgefächertes Programm zum Besten gaben.

 

Eingeladen zum unterhaltsamen Dialekt-Abend hatten Mitglieder des Brandoberndorfer Jahrganges 1958 mit Freunden, die den Reingewinn der Veranstaltung als Spende an das ambulante Kinderhospiz Gießen weiterleiten. „Eas woar e Supergefoil, dass das Konzert schon nooch kurzer Zeit ausverkaaft woar,“ freute sich Birgit Wolf zur Begrüßung der 300 Gäste in der proppenvollen Halle. Und das Brandoberndorfer Bandmitglied Clemens Goth bekräftigte von der prachtvoll herbstlich-historisch geschmückten Bühne: „Schieh, woann mer dehoam spielt und die Hall voll eas!“

 

Bandleader Berthold Schäfer erinnerte sich daran, dass er vor 19 Jahren mit den Musikern der legendären mittelhessischen Mundart-Gruppe „Fäägmeel“ zuletzt hier aufgetreten ist. Die bunte Palette der Lieder von „Fäägmeel“ - zu deren Mitbegründern Schäfer gehörte – trägt er nun seit fünf Jahren mit der Nachfolge-Truppe „Meelstaa“ weiter. Mit seinen Mitstreitern David Domine aus Weidenhausen, dem „Owwerndorffer“ Lokalmatadoren Clemens Goth und Jens Schneider aus Niedernhausen will er dazu beitragen, dass das mittelhessische Dialekt als eigenständige, vollwertige Sprache und als Kulturgut erhalten bleibt und entsprechend gewürdigt wird. „Mir brauche uus weäje dem Dialekt net se schoame. Mir mache weirrer, domet es net verloarn git.“

 

„Wer beas ewail nix verstoane hoat, fier den eas de Owend oanewegs gelaafe“, eröffnete er das fast dreistündige Programm, in dem sich die Akteure immer wieder die Bälle zuwarfen. Die im Dialekt nicht Sattelfesten im Saal kamen dennoch voll auf ihre Kosten. Dafür sorgten alleine die vielfältigen musikalischen Stile der Truppe, die vom Volkslied über Country und Folk bis hin zu Blues und Rock`n Roll reichten. Berthold Schäfer fabulierte da unter anderem von „Tangen“, Rumben“, „Salsen“. Weitgehend unverändert, aber mit neuen Akzenten, präsentierte das „Meelstaa“-Quartett die Lieder von Siegward Roth mit ihren besinnlichen, ernsten, heiteren, lustigen, mitreißenden aber auch durchaus kritischen Texten.

 

Nach einem ruhigen Einstieg mit dem Beschreiben von „Immwäje“, dem Erinnern in „Weit un noh“, den Beobachtungen beim „Menschegleck“ und „Herbstbloie“ feierten die Musiker jubelnd den aufblühenden Frühling in „E stell Gedeetz“ um übergangslos zum „morbiden Teil des Abends“ überzugehen, in dem sich bei Kälte und Schlachten in allen Ecken Schatten herumdrückten und der Wiesicher Stecher – erstaunlicherweise zur größten Freude der Zuhörer - sein Unwesen trieb. Vorm „Schnobbe un Houste“ vertrieb der meist als Moderator und Sänger aktive Berthold Schäfer einen „Frääsch em Hals“ mit „Sängeröl“. „Aich glaawe joa, dej hu de Pavarotti dofier ausgequetscht. Oawwer em Geschmack nooch eher die Fois,“ zeigte er sich vom Geschmack wenig begeistert.

 

In munterer Folge verabreichten die bestens aufgelegten Musiker ihrem ebenfalls äußerst aktiven Publikum weiterhin besinnliche und heitere Texte – darunter den „Samstag im Bett“ (Originalton Schäfer: Will de Rentner gesond gedeihe, muss e Mittoags zwo Stonn leihe), „Krogedill“ (ein volkstümlich eingeleiteter Rock`n Roll) oder „Nochbersch Gockel“, der eine Henne über den Hof schiebt.

 

Richtig ab ging die Post schließlich beim Zugabeblock, der mit den R-Dur-Songs „Rerrer-Kerre-Bulldogg“ und „Ruure-Roiwe-Robbmaschin“ seinen Höhepunkt fand. Die „mittelhessische Nationalhymne“ mit dem Refrain „Wu die Äcker braat soi ...“ beendete eine rundum gelungene Veranstaltung, die Publikum, Organisatoren und Musiker hochzufrieden den Heimweg antreten ließ

 

Text und Fotos: Helmut Serowy

 

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Mundart-Quartett „Meelstaa“ begeistert Publikum (27. 11. 2017)