Ökum. Gedenk- und Mahnkundgebung in Brandoberndorf

Waldsolms, den 13. 01. 2015

Mehr als 300 Menschen zeigten sich solidarisch

 

Waldsolms-Brandoberndorf (ho) Weit über 300 Menschen aus Waldsolms und anderen Orten sowie Landkreisen waren Montagabend zur ökumenischen Gedenk- und Mahnkundgebung an die evangelische Kirche im alten Ortskern von Brandoberndorf gekommen, um für Toleranz und Weltoffenheit, gegen Hass, Gewalt und Terror zu demonstrieren. Dem Aufruf der Evangelischen Kirchengemeinde von Brandoberndorf und Weiperfelden hatten sich auch die katholische Kirchengemeinde "Maria Hilf" Waldsolms und die evangelische Kirchengemeinde Waldsolms Nord angeschlossen.


Gemeindepfarrer Jörg Lange konnte zu dieser "Open Air" Veranstaltung neben Bürgermeister Bernd Heine (SPD), Mitgliedern von Gemeindevertretung und Gemeindevorstand, auch seinen Amtskollegen von Waldsolms Nord Hartmut Sitzler, Gemeindereferentin Ruth Reusch (kath. Kirchengemeinde "Maria Hilf") und Dekan Ulrich Reichardt vom Dekanat Weilburg sowie Vertreter des koptischen St. Antonius Klosters in Kröffelbach, begrüßen. Pfarrer Lange: "Während der Veranstaltung werden  bunte Schreibstifte als Zeichen dafür verteilt, dass wir uns von niemandem unsere freie Meinungsäußerung verbieten lassen".


Bürgermeister Bernd Heine in seiner Ansprache: " >Für Toleranz und Weltoffenheit, gegen Hass, Gewalt und Terror< so heißt das Motto unter dem wir uns alle hier versammelt haben. Ich danke den Initiatoren und Ihnen, die Sie hierhergekommen sind. Wir alle möchten hier ein Zeichen setzen. Wir fühlen mit unseren französischen Freunden, unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer". Gerade die sehr großen Demonstrationen des Wochenendes hätten sehr eindrucksvoll gezeigt, dass Terror nicht hingenommen werde. Der Anschlag auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" sei ein Anschlag auf uns alle gewesen. Ein Land wäre nur frei, wenn es Meinungsfreiheit gebe und dazu gehöre auch die Pressefreiheit.


Die vielen Veranstaltungen, auf denen immer wieder "Nous sommes Charlie" skandiert, würde zeigen worum es geht und dieser Ruf hätte sich in den letzten Tagen durch Plakate auf denen "Je suis Charlie", also "Ich bin Charlie" steht, gewandelt. Deshalb solle Jeder nicht nur in einer großen Menschenmenge mitlaufen, sondern selbst als Bürgerin und Bürger klare Kante zeigen, so Heine weiter.


Klare Kante zeigen auch gegenüber den "Spaziergängern von Dresden", fügte Heine an. Schon der Abkürzungsname zeige uns, dass das ganze logisch nicht erklärbar ist. In einer Stadt, in der es fasst keine Muslime gebe, würden mit Abstand die größten Veranstaltungen gegen eine angebliche Islamisierung des Abendlandes stattfinden. Der gute Ruf Deutschlands im Ausland würde hier massiv beschädigt. In Dresden würde unsere Presse als "Lügenpresse" beschimpft, das wäre das Vokabular des "Dritten Reiches".  Da würde es auch nichts nutzen, wenn die Ininitiatoren in sozialen Netzwerken  einen Trauerflor tragen. Die in Paris getöteten Karikaturisten hätten nicht nur den Islam sondern auch die anderen Religionen sehr kritisch "aufs Korn genommen", sowas müsse man in einem freien Land aushalten können.


In einer Zeit schlimmer Kriege und riesiger Flüchtlingsströme, so Heine weiter - würde sich unsere Region und auch die Gemeinde in den kommenden Jahren verändern. Veränderungen wären aber auch Chancen, Chancen für alle. Bereits heute würden in Waldsolms 180 Mitbürgerinnen und Mitbürger aus nahezu 40 Nationen rund um den Erdball leben. Wenn die Flüchtlingsströme weiter anhalten, wäre es einen Frage der Zeit bis auch Flüchtlinge nach Waldsolms kommen werden. Diese Menschen werden unsere Unterstützung brauchen. Deshalb "Null Toleranz für Intolleranz", sagte der Bürgermeister.


Klare Worte zum gleichen Thema sprachen auch noch Pfarrer Hartmut Sitzler, Dekan Ulrich Reichardt und Gemeindereferentin Ruth Reusch. Zum Abschluss der Veranstaltung läuteten minutenlang die Kirchenglocken und erinnerten zugleich an die Opfer in Frankreich und an alle Opfer solcher Gewalt. Zuvor hatte Pfarrer Lange alle Anwesenden darum gebeten, während dieser etwas längeren "Schweigeminute" die bunten Schreibstifte, zum Gedenken für die 12 Toten in Frankreich in die Luft zu halten.

Text und Fotos: Hans-Werner Homberg

 

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Ökum. Gedenk- und Mahnkundgebung in Brandoberndorf (13. 01. 2015)